Die Airline verspricht: Schon bald gibt es Bordrollstühle. Als festes Equipment!
Auf dem ersten Blick nichts wirklich Neues.
Gleiches erfuhr ich bereits bei meinem Inkognito Anruf als Kay Hansen vor über anderthalb Jahren, was durch den Lufthansasprecher gegenüber den Kieler Nachrichten bestätigt wurde. Eine ähnliche Antwort gab es im Juli 2009 auf direkte Nachfrage.
Im Sommer machte ich den Praxistest und flog mit der Lufthansa – ohne Bordrollstuhl. Wunsch und Wirklichkeit  könnten kaum weiter auseinanderklaffen.
Ob die Lufthansa diesmal zu ihrem Versprechen steht – Zeit und Erfahrung werden es zeigen!
Aber: Geradezu bahnbrechend erscheint die Aussage aus einem anderen Grund.  Zur Zeit prüft die Bundesregierung, ob sie der Europäischen Kommission die Empfehlung geben soll,  alle Airlines zu verpflichten, Bordrollstühle mitzuführen.
Angesichts eines mittlerweile abgeschlossenen Petitionsverfahrens, in dem sich die (alte) Bundesregierung klar zu Chancengleichheit und Barrierefreiheit bekennt, empfinde ich alleine die Fragestellung schon fast als persönlichen Angriff.
Höchst erfreulich daher das Statement der Lufthansa: Bordrollstühle werden fest an Bord der Kontinentalflotte mitgeführt.  Das gilt vorerst für die eigene Flotte. Auf kleineren Flugzeugen und bei Fliegern von Partnerunternehmen werde der Bordrollstuhl bei Bedarf bereitgestellt.
Da kann der Bundestag ihre aufwändige Recherche einstellen zur Frage, ob ein Bordrollstuhl überhaupt in einen Kurzstreckenflieger passt! Die Wirklichkeit hat die Politik scheinbar überholt.
Und zum Abschluss ein paar Antworten von der Lufthansa zu diesen Fragen:
Warum sollte ich glauben, dass es die Lufthansa jetzt ernst meint?
Bordrollstühle gibt es seit Inkrafttreten der Flugverordnung. In der Übergangszeit hätte es Probleme gegeben, da die Mitarbeiter nicht alle gleich gut informiert waren. Die klare Aussage: Wird der Bedarf 48 Stunden vor Antritt der Reise angemeldet, wird ein Bordrollstuhl bereitgestellt.
Warum bewirbt die Lufthansa noch immer nicht, dass sie Bordrollstühle auch auf der Kurzstrecke anbietet?
Das wäre der Lufthansa unbekannt, werde aber in die To-Do-Liste aufgenommen.  (Anmerkung: Scheinbar sind die Serviceseiten für barrierefreies Reisen bei der Lufthansa seit Jahren nicht mehr aktualisiert worden. Im November 2008 wurde in diesem Blog auf das Kommunikationsdefizit hingewiesen.)
Warum kann ich bei der Lufthansa den Hilfsbedarf nicht direkt bei der Buchung anmelden, was bei Ryanair bereits seit langem gängige Praxis ist?
Das sei bewusst so gehandhabt: Bei so vielen unterschiedlichen Behinderungen, wäre es besser, wenn das geschulte Personal den genauen Bedarf feststellt. (Anmerkung:  Aha!)