Im Postfach meiner (alten) Arbeitsstelle fand ich heute einen handgeschriebenen Brief einer älteren Dame aus Oberursel. Im Brief schildert sie ihre eigene Flugerfahrung und bittet mich, die Petition „Barrierefreies Fliegen“ in ihrem Namen mitzuzeichnen. Der Brief war vom 6. Dezember datiert, leider lese ich ihn erst heute! Mit der Dame sind es dann 572 Personen, die die Petition mitgezeichnet haben.
Auch schickte Sie mir die Kopie eines Beschwerdebriefes, den die mobilitätseingeschränkte Dame im Anschluß einer Flugreise nach Teneriffa am 13.1.2008 an einen großen Reiseveranstalter schickte. Hier einige Auszüge aus dem Schreiben, die die Situation an Bord eindringlich beschreibt:
Der Flug dauerte ungefähr 4 Stunden, in dieser Zeit mußte ich mal auf die Toilette. Nun stellte sich heraus, daß die Helfer die „Sackkarre“ (der Bordrollstuhl ist gemeint) wieder mitgenommen hatten und daß sich im Flugzeug keinerlei Hilfsmittel für das Erreichen der Toilette befand!!! Die Stewardess bot mir ihren Arm an (!), was lächerlich war, denn eine 80-Jährige mit nur einem Bein kann wohl wirklich nicht darauf hüpfen!!!
und weiter schreibt sie:
Ich versuchte nun, mich auf die Lehnen der Sitze am Gang zu stützen und mein eines Bein über den Boden zu schieben, aber der war rauh und es ging nur cm-weise, war sehr anstrengend. Vor den beiden ersten Reihen gab ich auf und sank mit einem Schenkel auf die Armlehne neben mir, versuchte Gleichgewicht zu halten, sehr schwierig! Nun erschien als Retter der Co-Pilot! Er war groß und stark, ich schlang meine Hände um seinen Hals, er umfaßte mich und schleppte mich bis auf die Toilette, … Danke, Co-Pilot. Ich war fix und fertig und total erschöpft. (…) Warum hat man mir das zugemutet?
In ihrem Schreiben fordert die Dame den Reiseveranstalter TUIfly auf, zu dem Vorfall Stellung zu nehmen und dafür Sorge zu tragen, dass sich bei ihrem Rückflug nach Frankfurt ein so „jämmerliches Versagen“ nicht wiederholt. Da die Dame nicht so recht nicht an eine bessere Situation auf dem Rückflug glauben konnte, präparierte sie sich: mit Windeln!
Hierzu fällt dem aufmerksamen Leser sicher sofort die Forderung von Dr. Sigrid Arnade ein, die verlangt alle Toiletten aus den Flugzeugen auszubauen: Kein Passagier sei dann mehr benachteiligt, die Airline habe mehr Platz für noch mehr zahlende Passagiere. Vor dem Boarden gäbe es natürlich Pampers frei für alle!
Beschwerdebrief der Dame im Original nachlesen (3MB)
P.S. Als Antwort bekam die Passagierin einen Blumenstrauß! Außerdem pflegt sie nun regen Schriftverkehr mit TUIfly und mit dem Luftfahrtbundesamt. Letztere übrigens ließen der engagierten Dame ausrichten, dass allgemeine Hilfsmittel in der EU-Verordnung „nicht vorgeschrieben“ sind.
Wozu eigentlich eine Verordnung, wenn sie nix taugt?!
3 Gedanken zu „Drastische Beschwerde einer 82-Jährigen“
Ich bin immer wieder erstaunt, wie man so Menschenverachtend sein kann.
Meine Freundin hat man auch gesagt, das man mit einem Gang im Flugzeug keine Boardrollstuhl im Flugzeug nehmen kann.
Mir ist es auch schon passiert , das man mir auf Kurz/Mittelstreckenflügen versichert hat, ein Rollstuhl on Board zu haben, aber als ich ihn im Flugzeug benötigte, gab es keinen.
Das kann doch alles nicht wahr sein.
Wie wird man eigentlich behandelt. Warum lassen wir uns das gefallen und ziehen Windeln an oder lassen uns katheter legen. Was für eine Frechheit.
Hallo Rachel,
Ende Oktober fliege ich samt Rollstuhl alleine mit Tui in die Türkei . Ich freue mich schon riesig. Vor allem auf den Flug…
Alles Gute
Kai
Hallo,
kann man auf dieser Webseite mal eine Liste aller Fluggesellschaften aufführen, die einen Bordrollstuhl mitnehmen?
Liebe Grüße,
Thomas K.