L.A. – so nah und doch so fern

Kein Recht auf Klo für Berliner Filmemacher

Ein Flug nach Los Angeles blieb ein Traum für den Filmemacher und Blogger Jürgen Hobrecht. Warum? Weder  Air France, noch Air Berlin noch Delta Airlines sahen sich in der Lage, dem 52 Jahre alten Rollstuhlfahrer einen barrierefreien Flug anzubieten. Also musste er in Berlin bleiben. Ein Wiedersehen mit seinem alten Kollegen aus Palästina blieb ihm verwehrt.

In seinem Blog jhobrecht.de beschreibt er den Versuch einen Flug zu buchen, bei dem er eine Toilette hätte benutzen können.  Die eindringlichsten Passagen zitiere ich:

Air France

Da ich beim Internetbuchen  nicht eingeben kann, dass ich Rollstuhlfahrer bin, fahre ich nach Tegel, um meinen Reiseplan voranzutreiben. Erste Station ist der Air France Schalter. Ein distanzierter Mensch in den Fünfzigern sucht mir gar nicht erst den gewünschten Flug raus, sondern informiert mich, dass ich eine Flugtauglichkeitsbescheinigung vom Arzt benötige. Dann insistiert er: ”Können Sie laufen?” Ich sage, dass ihn das nichts angeht und frage, wozu er das wissen will.

„Der Mann kann gar nicht laufen“

Er sagt, “wegen der Toilette”. Ich sage, dass ich nicht laufen kann. Er dreht sich um und fragt eine hinter ihm sitzende Frau, so laut, dass es alle Umstehenden hören: ”Der Mann kann gar nicht laufen. Wie kommt er dann zur Toilette?” “Gar nicht,” wird er von der Frau beschieden.  Umstehende gucken mich wortlos an. Als der Mann schließlich sagt, ich benötige eine Begleitperson, sonst würde man mich nicht mitnehmen, bekomme ich einen Wutanfall, kündige an, mich zu beschweren und lasse ihn stehen.

Air Berlin

Ein Anruf bei der Zentrale ergibt, dass das kein Problem ist. Ich fahre nach Hause, will  erst ein Auto buchen und ein Hotel, ehe ich den Flug bestätige.
Am nächsten Morgen rufe ich die Presseabteilung von Air Berlin an, um meinen Flug zu buchen. Ich bitte die ebensfalls betont freundliche Dame dort, mir das Vorhandensein eines Bordrollstuhl und einer Toilette schriftlich zu bestätigen. Ansonsten könne ich nicht buchen. Das versteht sie und verspricht, sich zu kümmern.
Air Berlin ruft an. Das Verhör beginnt von Neuem. “Können Sie laufen?”   ”Also kann ich nun auf´s Klo oder nicht?” frage ich wütend. “Wahrscheinlich nicht,” sagt die Frau. “Denn, eh´, wenn Sie nicht laufen können…” Immer noch scharf auf LA frage ich, ob Sie mir wenigstens den Nebensitz freihalten könne, so dass ich diskret einen Beutel wechseln kann. Das wäre leicht möglich, der Flieger ist nicht ausgebucht. Das verneint  sie strikt. “Das darf ich nicht. Ich kann Ihnen höchstens ein zweites Tickekt verkaufen.” Ich lege auf und starte einen letzten Versuch bei Delta. Die fliegen von Frankfurt direkt nach LA und gelten in den USA als behinderten-freundlich. Die völlig unerfahrene Frau im Call Center weiß nichts von Bordrollstühlen,  geschweige von Behindertenklos. Cool teilt sie mir mit, ich müsse erstmal buchen, damit sie meine Fragen klären könne. Minuten später klingeldt das Telefon. Das Call Center von British Airways. Ich zitiere: “Ich habe Rücksprache gehalten. Es gibt keinen Rollstuhl im Flugzeug. Sie brauchen eine Begleitperson, die Sie zur Toilette bringt. Ein Flug ist nur mit Begleitperson möglich. Allein können Sie nicht fliegen.” (Der O-Ton wird hier demnächst verlinkt)Ich lege auf und beschließe mit Mustafa weiter zu skypen.

Ein paar Meter weiter am Air Berlin Stand gibt es einen Flug von Düsseldorf nach LA, Abflug Dienstag, 7.5. um 13.00, Ankunft, LA Ortszeit 15.50. Also zwölf Stunden Flugzeit-Kosten, abzüglich Journalistenrabtt: 420€. Konkurrenzlos günstig! Ich sehe mich schon im Flieger nach Kalifornien. “Sagen Sie, komme ich an Bord auf Klo, ich meine der Flug dauert 12 Stunden,” will ich wissen. Die freundliche Frau weiß es nicht, will sich aber erkundigen. Ein Anruf bei der Zentrale ergibt, dass das kein Problem ist. Ich fahre nach Hause, will  erst ein Auto buchen und ein Hotel, ehe ich den Flug bestätige.

Am nächsten Morgen rufe ich die Presseabteilung von Air Berlin an, um meinen Flug zu buchen. Ich bitte die ebensfalls betont freundliche Dame dort, mir das Vorhandensein eines Bordrollstuhl und einer Toilette schriftlich zu bestätigen. Ansonsten könne ich nicht buchen. Das versteht sie und verspricht, sich zu kümmern.

Air Berlin ruft an. Das Verhör beginnt von Neuem. “Können Sie laufen?”   ”Also kann ich nun auf´s Klo oder nicht?” frage ich wütend. “Wahrscheinlich nicht,” sagt die Frau. “Denn, eh´, wenn Sie nicht laufen können…” Immer noch scharf auf LA frage ich, ob Sie mir wenigstens den Nebensitz freihalten könne, so dass ich diskret einen Beutel wechseln kann. Das wäre leicht möglich, der Flieger ist nicht ausgebucht. Das verneint  sie strikt. “Das darf ich nicht. Ich kann Ihnen höchstens ein zweites Tickekt verkaufen.” Ich lege auf …

Delta Airlines

… und starte einen letzten Versuch bei Delta. Die fliegen von Frankfurt direkt nach LA und gelten in den USA als behinderten-freundlich. Die völlig unerfahrene Frau im Call Center weiß nichts von Bordrollstühlen,  geschweige von Behindertenklos. Cool teilt sie mir mit, ich müsse erstmal buchen, damit sie meine Fragen klären könne. Minuten später klingelt das Telefon.

„Allein können Sie nicht fliegen”

Ich zitiere: “Ich habe Rücksprache gehalten. Es gibt keinen Rollstuhl im Flugzeug. Sie brauchen eine Begleitperson, die Sie zur Toilette bringt. Ein Flug ist nur mit Begleitperson möglich. Allein können Sie nicht fliegen.”

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